Berlin, 29. Juli 2025 – Bei der heutigen Bundespressekonferenz zur humanitären Lage in Gaza sowie zur Rolle der Europäischen Union und Deutschlands zog unser Projektleiter Ger Duijzings eine eindringliche Parallele zum Genozid in Srebrenica, der sich vor 30 Jahren in Südosteuropa ereignete. Im Juli 1995 haben die bosnisch-serbischen Truppen unter dem Kommando von Ratko Mladić über 8.000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Besonders erschütternd ist der Umstand, dass Srebrenica eigentlich als von den Vereinten Nationen geschützte „Sicherheitszone“ galt. Dennoch konnten die bosnisch-serbischen Truppen die Stadt einnehmen, während die dort stationierten niederländischen UN-Soldaten (Dutchbat) die Zivilbevölkerung nicht schützen konnten. Der Genozid in Srebrenica steht heute als Symbol für das Versagen der internationalen Gemeinschaft, Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen rechtzeitig zu verhindern.
Parallelen zu Srebrenica: Lehren für die internationale Verantwortung in Gaza. Prof. Ger Duijzings warnt bei Bundespressekonferenz vor erneutem Versagen und Genozid

Mit Nachdruck erinnerte Ger Duijzings daran, dass die internationale Gemeinschaft aus den Fehlern der Vergangenheit lernen müsse: „Wenn die Internationale Gemeinschaft zulässt, dass Rache und zynische Vergeltung weitergehen, scheint es wenig Hoffnung für das Überleben der Palästinenser zu geben – geschweige denn für einen dauerhaften Frieden“, so Duijzings.
Die deutlichen Worte unterstreichen, dass regionale Expertise aus der Aufarbeitung früherer Konflikte – wie in Südosteuropa – weiterhin hochrelevant ist. Die Muster von politischer Untätigkeit und Entmenschlichung zeigen sich in vielen Konflikten in ähnlicher Weise. Erkenntnisse aus vergangenen Erfahrungen können daher helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und internationale Verantwortung wirksam wahrzunehmen.
Ger Duijzings war Mitglied des Srebrenica-Forschungsteams am Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation (NIOD) in Amsterdam. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurde das NIOD damit beauftragt, die Ereignisse in Srebrenica sowie die Rolle der niederländischen UN-Truppen zu untersuchen. Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Berichts im April 2002 trat die niederländische Regierung zurück.
Das Video der Bundespressekonferenz hier (Abschnitt mit Prof. Ger Duizings: Minute 10:34-15:00).
Im Anschluss an die Pressekonferenz wurde in einem kurzen Radiobeitrag auf BR24 (ab Minute 12:05) auf die Aussagen von Prof. Duijzings Bezug genommen.
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