Regensburger Linguisten nach Tirana eingeladen: seeFField jetzt Teil des internationalen Netzwerkes für albanische Linguistik

Am 25. November 2024 waren die Regensburger Linguisten Björn Hansen und Ledio Hala zu Gast an der Universität Tirana, um an der internationalen Konferenz der Abteilung für Linguistik der Fakultät für Geschichte und Philologie teilzunehmen. Die Veranstaltung, betitelt „Universitärer Workshop der Albanologie – für die Gründung eines internationalen Netzwerks der Zentren der albanischen Sprache“, zog renommierte Wissenschaftler und Vertreter von Universitäten aus aller Welt an und stellte einen Meilenstein in der Förderung der albanischen Sprach- und Kulturstudien dar. Ziel der Konferenz war die Schaffung eines formellen Netzwerks, das albanische Studienzentren auf internationaler Ebene miteinander verbindet und stärkt.

Neben Vertretern aus den albanischsprachigen Ländern wie Tirana und Prishtina nahmen auch Universitäten aus Italien (Rom, Salento, Venedig und Neapel), Nordmazedonien (Skopje), Bulgarien (Sofia und Veliko Tarnovo), Serbien (Belgrad) und Tschechien (Prag) teil. Bemerkenswert war die wachsende internationale Präsenz mit Delegationen aus der Türkei, China und sogar Aserbaidschan, wo an der Slawischen Universität in Baku ein albanischer Zweig eröffnet werden soll. Die Konferenz wurde von der albanischen Bildungsministerin, dem Rektor der Universität Tirana und dem Dekan der Fakultät feierlich eröffnet.

Björn Hansen und Ledio Hala, als die einzigen Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum, hielten einen Vortrag mit dem Titel „Albanische Studien an der Universität Regensburg: Entwicklungen und Perspektiven“. Darin beleuchteten sie die bedeutende Rolle des Projekts seeFField und die Erfolge, die damit für die albanischen Studien erzielt wurden. Das Projekt „seeFField: A small but fertile field“, gefördert von der Volkswagen Stiftung, läuft seit 2022 und hat sich zum Ziel gesetzt, die Südosteuropastudien an der Universität Regensburg sowie am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) nachhaltig zu stärken. Dabei spielt die albanische Sprache eine zentrale Rolle. Durch die Positionierung innerhalb dieses multidisziplinären Projekts, das die Themen Sprache, Kultur und Geschichte Südosteuropas vereint, konnten die albanischen Studien in Regensburg sowohl infrastrukturell als auch didaktisch ausgebaut werden.

Ein besonders innovativer Aspekt des Regensburger Programms ist die Förderung von Herkunftssprechern, also von Muttersprachlern mit einem diasporischen Hintergrund. Diese Zielgruppe bringt oft eine besondere sprachliche Kompetenz und ein kulturelles Wissen mit, benötigt jedoch gezielte Unterstützung, um ihre Sprachfähigkeiten systematisch auszubauen und auf akademischem Niveau einzusetzen. In Regensburg wurden spezifische Ansätze entwickelt, um diesen Studierenden gerecht zu werden. Das Institut für Slavistik bietet hierfür eine Plattform, die auf langjährigen Erfahrungen im Unterricht für Herkunftssprecher anderer Sprachen wie Russisch, Tschechisch und Kroatisch basiert. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht die Entwicklung innovativer didaktischer Konzepte und die Schaffung eines Forums, auf dem Lehrende regelmäßig ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsame Projekte planen können.

Im Rahmen der Konferenz in Tirana wurde ein Memorandum unterzeichnet, das die Gründung eines internationalen Netzwerks zur Förderung der albanischen Sprache und Kultur vorsieht. Ziel ist es, Universitäten weltweit miteinander zu vernetzen, den akademischen Austausch zu fördern und digitale Ressourcen zu schaffen. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Entwicklung gemeinsamer Curricula gelegt, die den internationalen Austausch von Studierenden und Lehrkräften erleichtern sollen. Zudem wurden Maßnahmen vereinbart, die albanische Sprache in neuen Universitäten und Regionen zu etablieren und durch Konferenzen, Workshops und Trainingsprogramme zu stärken.

Björn Hansen und Ledio Hala wiesen in ihrem Vortrag darauf hin, wie die Verbindung von albanischen Studien mit einem breiteren interdisziplinären Ansatz – insbesondere innerhalb des seeFField-Projekts und des Instituts für Slavistik – nicht nur die Sichtbarkeit der albanischen Sprache erhöht, sondern auch nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten schafft. In Regensburg, das als ein Zentrum der Südosteuropastudien gilt, werden durch Institutionen wie das Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung sowie Programme wie Bayhost erhebliche Mittel für Forschung und Lehrentwicklung bereitgestellt. Dies hat es möglich gemacht, die albanische Sprache als integralen Bestandteil der akademischen Landschaft in Regensburg zu verankern und sogar eine UniCert-Zertifizierung bis zum Niveau B1 einzuführen.

Die Konferenz in Tirana und die Teilnahme von Regensburger Wissenschaftlern sind ein weiterer Beleg dafür, wie erfolgreich albanische Studien in Deutschland gefördert werden können, wenn sie in ein breiteres Netzwerk von Südosteuropastudien integriert sind. Die Unterzeichnung des Memorandums markiert einen wichtigen Schritt, um die albanische Sprache global zu stärken, den akademischen Austausch zu intensivieren und eine Plattform für gemeinsame Projekte zu schaffen. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Impulse aus dieser wegweisenden Initiative entstehen.

Hier fügen wir das von allen Teilnehmern unterzeichnete Memorandum bei:

Das Institut für Linguistik der Fakultät für Geschichte und Philologie, Universität Tirana, schlägt die Schaffung des Internationalen Netzwerks der Zentren und Abteilungen der Albanischen Sprache vor.

Ziele dieses Netzwerks:

– Die Verbreitung und Förderung der albanischen Sprache an verschiedenen internationalen Universitäten und Forschungs- sowie Bildungseinrichtungen.

– Die Förderung der akademischen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen zur Förderung des Austauschs von Erfahrungen und neuen Ideen sowie zur Teilnahme an gemeinsamen internationalen Projekten.

– Die Unterstützung von Studien zur albanischen Sprache durch die Bereitstellung von Plattformen und Möglichkeiten für fortgeschrittene Forschung zur albanischen Sprache und Kultur.

– Die Förderung der Gründung von Lehrstühlen, Zentren oder neuen Studienprogrammen zur albanischen Sprache.

Wichtige Schritte zur Schaffung des Netzwerks:

a) Identifizierung und Bewertung bestehender Zentren und Abteilungen der albanischen Sprache weltweit:

– Erstellung einer Liste von Zentren und Abteilungen, die Studienprogramme zur albanischen Sprache und Kultur anbieten, mit denen bereits Kooperationsvereinbarungen bestehen.

– Identifizierung von Universitäten, Institutionen oder internationalen Zentren, die daran interessiert sind, Abteilungen oder Studienprogramme zur albanischen Sprache und Kultur zu gründen.

b) Schaffung einer gemeinsamen Plattform für Zusammenarbeit:

– Aufbau einer Website, die Kommunikation und Zusammenarbeit ermöglicht, auf der Erfahrungen ausgetauscht und Informationen von gemeinsamem Interesse geteilt werden können.

– Erstellung einer Website mit digitalen Ressourcen zur albanischen Sprache.

c) Entwicklung eines gemeinsamen Curriculums:

– Erstellung eines Kerncurriculums, das in den teilnehmenden Abteilungen und Zentren des Netzwerks verwendet werden kann, um den Austausch von Studierenden und Lehrkräften der albanischen Sprache zu erleichtern.

d) Organisation von Konferenzen, Symposien, internationalen Seminaren, akademischen Austauschprogrammen und Schulungen:

– Durchführung gemeinsamer Aktivitäten zur Förderung der albanischen Sprache und zur Stärkung der Zusammenarbeit unter den Mitgliedern des Netzwerks.

– Organisation von Seminaren und Schulungen, damit Dozenten und Forscher ihre Erfahrungen austauschen, neue Ideen vorstellen und gemeinsame Projekte diskutieren können.

– Schulung des akademischen Personals in Lehrmethoden und dem Einsatz von Technologien zur Verbesserung des albanischen Sprachunterrichts.

– Förderung des Austauschs von akademischem Personal und Studierenden zwischen den Zentren und Abteilungen der albanischen Sprache, um neue Erfahrungen zu besprechen.

e) Organisation regelmäßiger Treffen zur Diskussion über laufende Projekte, Herausforderungen und Chancen für die Weiterentwicklung.

 f) Sicherung institutioneller und finanzieller Unterstützung:

– Zusammenarbeit mit Universitäten, staatlichen Institutionen und anderen internationalen Organisationen zur Sicherstellung von Zuschüssen und Finanzierungen für gemeinsame Projekte innerhalb des Netzwerks.

– Einrichtung eines Fonds zum Kauf und Austausch von Büchern, Wörterbüchern usw. sowie zur Bereitstellung von Texten in der albanischen Sprache für Studierende nach Bedarf.

Entwicklung von Kampagnen zur Verbreitung und Förderung der albanischen Sprache:

– Nutzung von sozialen Medien, Publikationen und anderen kulturellen Aktivitäten, um Forscher und Studierende anzuziehen.

– Zusammenarbeit mit diplomatischen Vertretungen, albanischen Verbänden und Organisationen im Ausland zur Förderung und Unterstützung dieses Netzwerks.

Laufende Überwachung und Verbesserung des Netzwerks:

– Periodische Bewertung der Funktionsweise des Netzwerks anhand der geleisteten Arbeit über einen bestimmten Zeitraum.

– Kontinuierliche Verbesserung des Netzwerks basierend auf den Rückmeldungen und Vorschlägen seiner Mitglieder.

Nachdem die Parteien die Ziele und Inhalte dieses Vorschlags geprüft haben, stimmen sie zu, dieses Dokument zu unterzeichnen und aktiv zur Schaffung und Funktionsweise des Internationalen Netzwerks der Zentren und Abteilungen der Albanischen Sprache beizutragen, gemäß den in diesem Vorschlag festgelegten Prinzipien und Zielen.

Unterzeichner:

Dhimitri BELLO – Universität Tirana

Bardh RUGOVA – Universität Prishtina, Kosovo

Björn HANSEN – Universität Regensburg, Deutschland

Blerina SUTA – Università degli Studi di Napoli L’Orientale, Italien

Brunilda DASHI – Sapienza Università di Roma, Italien

Ekaterina TARPOMANOVA – Sofia Universität „St. Kliment Ohridski“, Bulgarien

Giuseppina TURANO – Università Ca’ Foscari Venezia, Italien

Ismet OSMANI – Universität „St. Kyrill und Methodius“, Skopje, Nordmazedonien

Monica GENESIN – Università del Salento, Lecce, Italien

Naile MALA – Universität Belgrad, Serbien

Nurlana GASIMLI MUSTAYEVA – Baku Slavische Universität, Aserbaidschan

Orkida BACKUS BORSHI – Karlsuniversität, Prag, Tschechische Republik

Raqi BELLO – Vertreter der Universität Veliko Tarnovo, Bulgarien

Rijetë SIMITÇIU TURHANOGLU – Trakya Universität, Edirne, Türkei

(Delegierte von Tolga Dillioğlu, Leiter der Abteilung für Sprache und Literatur)

WANG Caixiao – Pekinger Universität für Internationale Studien, Chin

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