Die Uni Regensburg: Ein Bauprojekt mit rumänischem Fundament
Wer hätte gedacht, dass die Geschichte unserer geliebten Uni so spannend ist? Wir alle kennen die modernen Gebäude, die weitläufige Grünanlage und das pulsierende Studentenleben. Doch hinter den Kulissen verbirgt sich eine Geschichte voller Herausforderungen, internationaler Zusammenarbeit und sogar ein Hauch von politischer Intrige.
In den frühen 1970er Jahren, als die Uni Regensburg noch in den Kinderschuhen steckte, stand sie vor einem großen Problem: Wie sollte der ehrgeizige Ausbauplan finanziert und umgesetzt werden? Die Antwort kam aus einem unerwarteten Land: die Sozialistische Republik Rumänien.
Rumänische Bauarbeiter erobern die Uni-Baustelle
Die rumänische Baufirma Aroconstruct bot ihre Dienste zu unschlagbar günstigen Preisen an. Das führte zwar zu Unmut bei deutschen Bauunternehmen, die sich um die Aufträge beworben hatten, doch der Freistaat Bayern entschied sich für die kostengünstige Alternative. Und so kam es, dass erstmals rumänische Arbeiter auf einer deutschen Universitätsbaustelle zu sehen waren.
Die Zusammenarbeit war ein voller Erfolg. Die rumänischen Arbeiter wurden für ihren Fleiß, ihre Zuverlässigkeit und ihre hervorragende Arbeit gelobt. Sie lebten in einem einfachen Baudorf auf dem Campus, sparten ihr Geld und trugen maßgeblich zum rasanten Fortschritt der Bauarbeiten bei.
Ein Tor für die Pluralität: Fußball verbindet Kulturen
Nicht nur auf der Baustelle arbeiteten die rumänischen Arbeiter Hand in Hand mit ihren deutschen Kollegen. Auch abseits des Arbeitsalltags suchten sie nach Möglichkeiten, sich in die Regensburger Gemeinschaft zu integrieren. Eine Leidenschaft verband sie dabei besonders: der Fußball.
Doch das Fußballspielen gestaltete sich schwieriger als gedacht. Zunächst wurden die rumänischen Arbeiter von einem Kinderspielplatz vertrieben, auf dem sie ihrem Hobby nachgehen wollten. Auch der Sportplatz der Universität blieb ihnen verwehrt. Selbst auf dem eigenen Baugelände fanden sie keinen Platz, um ihrem geliebten Sport nachzugehen.
Diese Situation führte zu Unmut und Unverständnis. Schließlich war Fußball nicht nur ein Zeitvertreib, sondern auch ein Stück Heimat und ein wichtiger Teil ihrer Identität.
Die Mittelbayerische Zeitung berichtete über die Problematik und stellte die Frage, ob ausländische Arbeitnehmer in Deutschland fair behandelt werden.
Die Fußball-Thematik verdeutlicht die Herausforderungen der Integration und die Bedeutung von Freizeitaktivitäten für das Wohlbefinden und die kulturelle Betätigung von Arbeitern. Sie zeigt aber auch, dass Sport eine universelle Sprache ist, die Menschen verbinden und Brücken zwischen Kulturen bauen kann.
Ein Richtfest mit internationalem Flair
Ein besonderes Highlight war das Richtfest für das Studentenhaus und das Verwaltungsgebäude im Jahr 1972. Neben den üblichen deutschen Fahnen wehte auch die rumänische Flagge, ein Zeichen der Anerkennung für die rumänischen Bauarbeiter.
Die neuen Gebäude waren nicht nur funktionell, sondern auch architektonisch interessant. Das Audimax, mit seiner einzigartigen achteckigen Form, wurde schnell zu einem Wahrzeichen der Universität. Das Studentenhaus bot neben einem Theater auch Räume für studentische Aktivitäten und ein Café, das sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt entwickelte.
Politische Prestige und Bau-Krieg
Doch nicht alles lief reibungslos. Die Zusammenarbeit mit den rumänischen Firmen führte zu einem regelrechten “Bau-Krieg” zwischen deutschen und rumänischen Unternehmen. Die deutschen Firmen fühlten sich durch die niedrigen Preise der Rumänen unfair behandelt und versuchten, politischen Druck aufzubauen.
Doch die rumänischen Firmen setzten sich durch und konnten weitere Aufträge an Land ziehen, zum Beispiel den Bau des Audimax. Sie bewiesen, dass sie qualitativ hochwertige Arbeit leisten konnten und trugen somit maßgeblich zur Gestaltung unserer heutigen Universität bei. Allerdings nicht ohne Hintergedanken der rumänischen Außenpolitik, denn ohne die Beihilfe des sozialistischen Staates, hätten sich die Preise niemals so drücken lassen. Damit wurde der Bau zeitgleich zu einem politischen Prestigeobjekt einer Diktatur, welche auf Außenwirkung bedacht war.
Ein Erbe, das uns verbindet
Die Geschichte der rumänischen Bauarbeiter an unserer Universität ist ein faszinierendes Kapitel, das uns daran erinnert, dass unsere Universität nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs ist.
Heute, mehr als 50 Jahre später, sind die Gebäude, die von rumänischen Händen errichtet wurden, immer noch ein wichtiger Teil unseres Campus. Trotzdem sollen die Mechanismen die hinter solch einer Zusammenarbeit stecken, nicht leichtäugig überflogen werden. Sicher gab es hier auch einige Asymmetrien und Ungereimtheiten, welche es zu entdecken und erforschen gilt. Eine Aufgabe welche sich zukünftigen Generationen stellt und ein fruchtbares Gebiet der Süd-Ost-Europa Forschung und dessen Studium darstellt.
Verwendete Literatur:
Zeitungsartikel aus dem Universitäts-Archiv zum Bau der Uni von 1972.